Lena und Andreas

Im September 2020 zogen Lena und Andreas nach Odenthal. Inzwischen haben sie sich schon ein bisschen eingelebt. Für das Medienprojekt Odenthal sprach Uwe Christoph mit den Beiden über ihre ersten Eindrücke, und was sie dazu bewogen hat, sich für diese Gemeinde als künftigen Lebensmittelpunkt zu entscheiden.

Medienprojekt Odenthal: Habt ihr schon Erfahrung mit Odenthal als Wohnort?

Andreas: Gar nicht.

Lena: Eine Arbeitskollegin und Freundin von mir wohnt in Odenthal. Das war es aber auch schon.

Andreas: Ich habe Verwandtschaft in Bergisch Gladbach. Das war sicher zumindest ausschlaggebend dafür, dass wir angefangen haben, uns hier in der Gegend umzusehen. Aber sonst gab es keine Verbindung zu Odenthal.

Medienprojekt Odenthal: Die Region sollte es schon sein?

Lena: Ja. Ich arbeite in Leverkusen, Andreas ist im Außendienst. Da haben wir natürlich in der Nähe von Leverkusen geschaut. Bergisch Gladbach oder Odenthal standen zur Debatte. Hier oben war es eigentlich schon etwas außerhalb unseres Radius. Aber dann war es doch so schön, dass wir uns dafür entschieden haben.

Andreas: Den ersten Lockdown im letzten Jahr haben wir genutzt, um ausgiebige Streifzüge mit dem Auto durch das Bergische Land zu machen.

Medienprojekt Odenthal: Wo habt ihr bisher gelebt?

Andreas: Wir kommen ursprünglich aus anderen Regionen Deutschlands und haben zuletzt in Düsseldorf gelebt. Da haben wir mitten in der Stadt zur Miete gewohnt und uns auch wohlgefühlt. Aber wenn Du siehst, was Du da an Nettokaltmiete im Jahr zahlst, dann kommt man irgendwann zu dem Schluss, dass das nicht ewig so bleiben sollte. Wir haben uns aber auch nicht in einer Doppelhaushälfte in einer Neubausiedlung am Stadtrand gesehen. 200 Quadratmeter Garten, und alles sieht gleich aus…

Lena: …und so etwas kostet in Düssedorf stadtnah eine Million Euro.

Andreas: Genau. Statt dessen haben wir von dem geträumt, was wir hier gefunden haben. Natur, nicht vollgebaut, eine gewachsene Nachbarschaft und eine gewisse Nähe zur Infrastruktur.

Medienprojekt Odenthal: Meinst du damit die Verkehrsinfrastruktur?

Andreas: Wir sind uns dessen bewusst, dass man hier zwei Autos braucht, und sich nicht auf den Öffentlichen Personennahverkehr verlassen kann.

Medienprojekt Odenthal: Du würdest den ÖPNV nutzen, wenn das Angebot besser wäre?

Lena: Ja, das würde ich machen. Sei es, dass man mit dem Bus zum S-Bahnhof Bergisch Gladbach kommt, oder mit dem Bus nach Leverkusen.

Andreas: Hier in Oberodenthal fährt eher ein Schul- und Kindergartenbus.

Lena: Ich habe auch in Düsseldorf alles mit öffentlichen Verkehrsmitteln gemacht, bin auch zur Arbeit nach Leverkusen immer S-Bahn gefahren. Da habe ich das Auto nicht gebraucht. Hier stört es mich nicht, Auto zu fahren. Wenn es aber ein anderes Angebot gäbe, würde ich es nutzen, klar.

Andreas: Das geht mir ähnlich. Wegen meines Jobs bin ich aber weitgehend auf das Auto angewiesen.

Medienprojekt Odenthal: In Odenthal ist Mobilität ein aktuelles politisches Thema. Der Umstieg auf den ÖPNV, beziehungsweise auf emissionsarme Verkehrsmittel soll erleichtert werden. Mobilstationen mit Pedelec-Verleih oder Carsharing werden künftig angeboten. Park and Ride im Ortszentrum ist im Gespräch. Ändert das für Euch die Lage?

Lena: Bei Park and Ride sehe ich kaum den Mehrwert. Wenn du für die letzten 15 Minuten sowieso wieder das Auto brauchst, um nach Hause zu kommen, würde ich wahrscheinlich einfach im Auto sitzen bleiben, und am P&R-Parkplatz vorbeifahren. Und der Bus nach Leverkusen steht genauso im Stau. Wenn der von hier oben losfahren würde, wäre das vielleicht okay. Wenn ich aber vorher ins Auto muss, würde ich den Bus nicht nutzen.

Andreas: Das Nadelöhr ist morgens im Zentrum der Kreisel. Ein P&R-Bus müsste schon so deutlich den Individualverkehr reduzieren, dass man damit schneller ist, als mit dem eigenen Auto.

Medienprojekt Odenthal: Carsharing wäre dann vermutlich auch keine Option, wenn man ein Auto gegen ein anderes tauscht?

Andreas: Macht wenig Sinn. Für mich als Vielfahrer sowieso nicht. Eines von unseren beiden Autos abschaffen, ist schwierig. Wir müssten es durch etwas anderes mit Motor ersetzen. Wir haben schon über einen E-Roller nachgedacht.

Medienprojekt Odenthal: Odenthal ist ja grundsätzlich interessiert daran, dass Menschen von außerhalb in das Gemeindegebiet ziehen. Habt ihr eine Unterstützung von der Gemeinde bekommen oder dort Hilfe angefragt, als ihr hergezogen seid?

Andreas: Ja. Was ich frühzeitig klären wollte, war das Thema Breitbandversorgung. Weil wir wussten, dass die Anbindung in Feld nicht gut ist, habe ich den Kontakt zur Gemeinde aufgenommen.

Lena: Bevor wir uns für den Kauf des Hauses entschieden haben, habe ich mich beim Bauamt telefonisch erkundigt, wie es mit künftigen Bebauungsabsichten im Umfeld aussieht.

Medienprojekt Odenthal: Das Thema Breitband lief mit der Gemeinde gut?

Andreas: Definitiv. Die Antworten, die ich bekommen habe, waren alle zielführend. Ich hatte das Gefühl, dass ich ernst genommen werde und man mir helfen will.

Lena: Ich habe uns ja auch hier angemeldet. Ich muss sagen, dass die Leute immer sehr freundlich waren. Als ich nochmal wegen unserer Reisepässe ins Bürgerhaus ging, meinte die Dame dort: „Ja, ja, Sie waren bei doch mir.“ Das hätte ich nicht gedacht, dass man sich da an die Einzelnen erinnert. Das kenne ich von Düsseldorf oder Berlin, wo ich auch gelebt habe, anders.

Andreas: Ich bin auch angetan von der Homepage des Rheinisch-Bergischen Kreises. Wenn man Informationen sucht, kommt man damit gut zurecht.

Lena: …bis auf die Corona-Informationen.

Medienprojekt Odenthal: Freizeit. Ein Auswahlkriterium für Euch?

Lena: Auf jeden Fall. Die Nähe zur Natur ist uns beiden sehr wichtig. Wir sind gerne draußen. Wandern, Mountainbiken, Laufen. Das war schon ein Kriterium, dass man vor die Tür geht, und direkt im Grünen ist.

Medienprojekt Odenthal: Deswegen ist es an Wochenenden und Feiertagen auch ein bisschen voller, wenn zur Naherholung die Menschen aus der Region nach Odenthal kommen.

Andreas: Mittlerweile kennen wir uns schon gut genug aus, um zu diesen Zeiten auf die Nebenstrecken ausweichen zu können. Da müssen wir nicht unbedingt zur Kaffeezeit zwischen Schöllerhof und Haus Maria in der Aue unterwegs sein.

Andreas: Ich habe vollstes Verständnis für die Leute. Es ist ja auch ein Ritterschlag für die Gegend, wenn es die Leute hierher zieht. Gerade jetzt, wo den Leuten in der Stadt die Decke auf den Kopf fällt.

Lena: Mehr Menschen oder auch Motorradlärm stören mich nicht. Ich habe selber einen Motorradführerschein. Wenn wir auf der Terrasse bei schönem Wetter sitzen, hören wir, dass natürlich hier auch Motorrad gefahren wird, wenn die Sonne scheint. Ich bin eigentlich mehr darauf gespannt, ob der Flugzeuglärm ein Faktor wird, wenn sich nach Corona die Situation auch da wieder normalisiert.

Medienprojekt Odenthal: Ist kulturelles Angebot etwas, das innerhalb oder außerhalb Odenthals für Euch stattfindet? Als Düsseldorfer seid ihr natürlich eine große Auswahl an Museen, Schauspiel, Theater oder Musikveranstaltungen gewohnt.

Andreas: Karneval ist für uns zum Beispiel ein wichtiges kulturelles Thema. Das ist ja leider dieses Jahr ausgefallen. Wir fanden es aber sehr charmant, dass trotzdem ein Karnevalsverein von Tür zu Tür gegangen ist, und Blumen verteilt hat.

Lena: Wir sind beide jeck. Deswegen ist das gut.

Andreas: Meine Priorität bei kulturellen Ereignissen in Odenthal ist allgemein, was sich dahingehend in der Gemeinde überhaupt abspielt. Das Ziel ist, Anschluss zu finden. Dafür ist einfach interessant, was es für Feste und andere Veranstaltungen gibt.

Lena: Genau. Was gibt es für Vereine? Was gibt es für Angebote? Welche Feste finden statt? Wo kann man sich engagieren? Zum Beispiel: Ich bin ja in Frankreich aufgewachsen. In Odenthal wird eine deutsch-französische Freundschaft gepflegt. Wenn Corona überstanden ist, werde ich mich auf jeden Fall erkundigen, wie ich da mitarbeiten kann.

Medienprojekt Odenthal: Hättet ihr selbst gebaut, wenn ihr nun nicht diese Bestandsimmobilie gefunden hättet?

Andreas: Das ist eine Frage der finanziellen Ausstattung. Das Haus, das wir gekauft haben, hätten wir so nicht neu bauen können.

Lena: Wir haben darüber nachgedacht, ein Grundstück zu kaufen und ein neues Haus darauf zu bauen. Allerdings haben wir beide ganz unterschiedliche Geschmäcker. Dieses Haus war auch deswegen ein Glücksgriff, weil es uns beiden, so wie es ist, gleich gefallen hat.

Medienprojekt Odenthal: Wegen der Kontaktbeschränkungen durch die Pandemie war es in euren ersten Monaten generell bestimmt nicht ganz einfach, in einer neuen Nachbarschaft anzukommen. Ein typisches Dorf- oder Ortsteilleben mit Festen, Treffen oder privaten Feiern kann seit geraumer Zeit ja schon nicht mehr stattfinden.

Lena: Das finden wir auch sehr schade. Wir sind gespannt, wie das ist, wenn alles wieder erlaubt ist. Wir würden natürlich die Nachbarn gerne besser kennenlernen und mehr Zeit mit allen verbringen, das geht aber gerade nicht. Wir freuen uns darauf, wenn sich das wieder ändert.

Andreas: Wir sind offene Menschen und suchen den Kontakt. Sich abschotten und nur im eigenen Haus und Garten das eigene Ding machen, ist nicht unser Ansinnen. Als wir den Umzug soweit hinter uns hatten, die Nachbarn auf die Terrasse einzuladen, wurden ausgerechnet die Corona-Regeln immer strenger. Da haben wir jedem einfach mal einen persönlichen Brief in den Postkasten geworfen, um uns wenigstens auf diesem Weg vorzustellen. Die Kontakte, die bisher möglich waren, sind positiv.

Lena: Uns war eine gewachsene Nachbarschaft wichtig, die so ein bisschen durchmischt ist. Nicht die typische Neubausiedlungsstruktur, wo alle ungefähr gleich alt sind, kleine Kinder und die gleichen Interessen haben. Hier in Feld gibt es das bunte Bild, das wir gesucht haben.